Logo Schneider-GruppeDie Marktsättigung im Bereich der digitalen Fotografie, namentlich bei den einfachen kompakten Digitalkameras, trifft auch den pfälzischen Optikhersteller und erfordert eine Anpassung der Unternehmensstrategie:

Die Jos. Schneider Optische Werke GmbH, Bad Kreuznach, hat heute in einer Pressekonferenz und dem folgend einer Pressemeldung einen Wechsel der Unternehmensstrategien und -strukturen bekanntgegeben. Man setze auf weiteren Umbruch im Kameramarkt und gehe davon aus, dass der Markt für spiegellose Systemkameras weiter wächst, dass Smartphones die einfachen Kompaktkameras verdrängen, und dass bei professionellen Verwendern das Filmen mit Spiegelreflexkameras zunehmend an Bedeutung gewinnt. Schneider-Kreuznach will nun in Zukunft vor allem die Wachstumssegmente bedienen. Im Zuge dessen hat das Unternehmen umfassende Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, die insbesondere die Standorte Göttingen und Dresden betreffen.

Zahlen der Schneider-Gruppe
  2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Umsatz 93,7 84,5 77,5 86,6 85,5 78 71,8
Betriebsergebnis 6,0 1,9 2,5 3,6 4,1 0,6 0,6
Operativer Cashflow 0,9 0,7 11,4 3,7 4,2 1,6 2,9
Bilanzsumme 52,5 56,6 48 50,6 50,9 50,0 47,5
Investitionen 4,5 5,8 1,5 4,6 4,0 2,8 3,6
(Zahlen in Mio. Euro)
 
Eigenkapitalquote 47 % 41,9 % 49,6 % 49,4 % 49,2 % 45,8 % 46,6 %
Mitarbeiter 556 642 620 660 660 637 630

Im vergangenen Jahr haben die Jos. Schneider Optische Werke GmbH aus Bad Kreuznach und ihre Tochtergesellschaften einen Gesamtumsatz in Höhe von 71,8 Millionen Euro erzielt. Das entspricht einem Rückgang von rund 7,9 % gegenüber dem Vorjahr, der laut Schneider-Kreuznach vor allem durch die negative Marktentwicklung bei Kompaktkameras verursacht wurde.

Umsatz nach Konzernsparten (in Mio. Euro)
  2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Foto
(Photo Imaging)
64,3 51,5 47,8 48,5 42,3 39,6 42,9
Kino
(Entertainment Imaging)
11,1 12,2 14,2 12,0 9,0 9,1
Industrie
(Industrial Solutions)
18,3 20,8 15,5 26,1 34,2 29,3 28,9

Der Stammsitz Bad Kreuznach habe mit 44,3 Millionen Euro zum Gruppenumsatz beigetragen und insbesondere auch für ein positives Ergebnis am Standort gesorgt. „Wir sind noch mittendrin in der Umbruch- und Umbauphase und sehen an der Nachfrage nach unseren Video-Vollformatobjektiven für DSLR-Kameras, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben“, so Dr. Josef Staub, Geschäftsführer der Schneider-Gruppe.

Da der Bereich Handelsware mit den über Pentacon in Dresden unter dem Namen „Praktica“ vertriebenen, aus Fernost bezogenen, digitalen Kompaktkameras aufgrund der fehlenden Nachfrage in diesem Segment weiter schrumpft, setzt Schneider-Kreuznach inzwischen verstärkt auf die eigene Produktion an den Standorten in Deutschland und den USA. Der koreanische Standort mit der Tochter Schneider Bando Ltd. in Seoul wurde aufgegeben und so zeigt sich die Struktur der Schneider-Gruppe heute wie folgt:
 

Folie Schneider-Kreuznach
 
 
Folie Schneider-Kreuznach

Die Zahl der Geschäftsbereiche wurde mit Zusammenfassung von „Photo Imaging“ und „Entertainment Imaging“ auf „Photo & Entertainment Imaging“ von drei auf zwei reduziert. Während der Bereich „Photo & Entertainment Imaging“ in der Hauptsache das Seriengeschäft mit den in eigener Regie entwickelten Produkten umfasst, wird der Bereich „Industrial Solutions“ stärker vom Projektgeschäft und spezifischen Kundenaufträgen geprägt.

 
Im Bereich „Photo & Entertainment Imaging“ soll die Reihe der Xenon-FF-Primes um die schon angekündigten Brennweiten 18 mm und 135 mm erweitert werden. Noch stehen auch die MFT-Objektive und die DSLR-Festbrennweiten aus, die schon vor mittlerweile rund anderthalb Jahren anlässlich der photokina 2012 angekündigt wurden. Was die Filter angeht, sollen offensichtlich neben den in Deutschland produzierten Filtern der Marke B+W auch die in den USA hergestellten MPTV-Filter für den Cine-Bereich weiter ausgebaut werden.
 

Folie Schneider-Kreuznach
 
 
Folie Schneider-Kreuznach

 
In der Sparte „Industrial Solutions“ gewinnt der Bereich „Machine Vision“ (industrielle Bildverarbeitung) zunehmend an Bedeutung. Das vorgestellte Xenon Zirkonia ist für den Einsatz mit 12k-Pixel-Zeilensensoren optimiert. Es ist breitband-beschichtet und kann im Spektralbereich von 400-1000 nm verwendet werden. Im Bereich „Automotive“, wo Schneider-Kreuznach seit den 1960er-Jahren als Lieferant von Hydraulikkomponenten aktiv ist, will man jetzt auch mit optischen Komponenten als Entwicklungs- und Fertigungspartner für automatisch gesteuerte Fahrzeuge ein neues Produktsegment erschließen.

Verstärkt werden soll das Geschäftsfeld „Augenoptik“; auch hier will sich Schneider-Kreuznach mit hochwertigen Gläsern, in dem Fall für Brillenträger, positionieren.
 
 
Unsere Einschätzung: Die Überschrift – „Schneider-Kreuznach setzt auf hochwertige Optiken“ – ist im Grunde so etwas wie ein „weißer Schimmel“; doppelt gemoppelt bzw. systemimmanent. Sind doch hochwertige Objektive genau das Pfund, mit dem Schneider-Kreuznach seit Jahrzehnten wuchern konnte (bzw. hätte wuchern können); einstmalen v. a. im Bereich Großformat-, Mittelformat- und Vergrößerungsobjektive. So ist es schon etwas erstaunlich, dass die Bad Kreuznacher diesen Schatz offensichtlich erst jetzt so langsam wieder entdecken und zu heben versuchen. Noch erstaunlicher ist, dass den Ankündigungen bislang wenig folgte. Carl Zeiss / Cosina und Voigtländer / Cosina bedienen den Markt für hochwertige Festbrennweiten für MFT und Kleinbild seit Jahren – bei Schneider-Kreuznach blieb es bislang bei Ankündigungen bzw. den Tilt-Shift-Objektiven. Dabei ist ein Interesse an berühmten Namen – Angulon, Symmar, Xenar, … – und an sehr guten, dabei bezahlbaren Festbrennweiten, zumal, wenn sie „Made in Germany“ sind, sicher gegeben.

(CJ / thoMas)
 
 
Siehe auch:
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Geschäftsjahr 2010
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Geschäftsjahr 2012