Dass mich die neue Olympus PEN-F bereits bei meiner ersten Begegnung gefesselt hat, war ja bereits auf photoscala nachzulesen. Doch der erste Kontakt mit der schicken Kleinen fiel viel zu kurz aus, um mich eingehend mit der Technik und den Möglichkeiten der Kamera zu beschäftigen. Das habe ich in den letzten zwei Wochen nachgeholt, viel mit der Olympus PEN-F fotografiert und experimentiert.

 

Design und Handhabung

Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. So muss die PEN-F nicht unbedingt jedem gefallen – mich aber spricht ihr Retro-Design an, auch noch nach 14 Tagen intensiver Beschäftigung mit der Kamera. Kritiker mögen vielleicht anmerken, dass die die Top-Platte mit ihrer Vielzahl an unterschiedlich geformten Wahl- und Einstellräder etwas zerklüftet wirkt – doch das war ja bei vielen Kameras der 60er Jahre, die die PEN-F zitiert, ja nicht anders. Dass jedes Bedienelement seine ganz eigene Form bekommen hat, erweist sich im Einsatz zudem als praktisch. Auch im Schummerlicht ist jedes Rädchen klar auszumachen und notfalls zu ertasten. Das gilt leider nicht so für die Knöpfchen auf der Rückseite, sie wirken verwechselbar wie bei jeder beliebigen Digitalkamera.

Olympus PEN-F: Design-Skizze

Das Design der PEN-F ist bereits Mitte 2014 entstanden – wie Skizzen von Olympus dokumentieren.
 

Zum Retrostil passt dagegen die genarbte, lederähnliche Oberfläche auf der Kamerafront sowie auf der Rückseite des Monitors. Wird der Monitor mit seinem Rücken nach vorne angeklappt, verstärkt das nicht nur den „analogen Look“ der Kamera, gleichzeitig wird die Display-Oberfläche geschützt. Retro ist auch das griffige Einstellrad auf der Kamerafront, mit dem man die Effektoptionen wählt (dazu später noch mehr). Mir ersetzt dieses Einstellrad eine Griffwulst an der Front. Mit dem Frontrad und der Daumauflage auf der Rückseite kann ich die Kamera zwischen Mittelfinger und Daumen „einhängen“, was angesichts des geringen Gewichts der PEN-F durchaus bequem ist.

Das wirklich handliche Gewicht der PEN-F geht aber nicht etwa auf den Einsatz günstiger Materialien aus der petrochemischen Industrie zurück – nein, Olympus hat der Kamera ein wertiges Metallgehäuse spendiert. Zum hochwertigen Eindruck trägt auch bei, dass es keine sichtbaren Schrauben gibt. Einzig die Schnittstellenabdeckung rechts an der Kamera mutet etwas klapprig an. Schade auch, dass die PEN-F nicht speziell gegen Staub oder Spritzwasser abgedichtet ist – das gibt es nur bei der OM-D-Serie.

Olympus PEN-F

Auch dank der sehr kompakten Objektive avanciert die Olympus PEN-F
zu einer leichten und unauffälligen Systemkamera.

 

Olympus hat es sich ja von je her auf die Fahne geschrieben, kleine und leichte Systemkameras zu bauen. Möglich wird dies unter anderem dadurch, dass Olympus auf einen Sensor im Micro-Four-Thirds-Format setzt. Seine Diagonale misst nur etwa die Hälfte eines Sensors im Kleinbildformat, entsprechend kompakt können MFT-Kameras ausfallen – und vor allem die Objektive!

Beispiel gefällig? Zusammen mit dem von mir eingesetzten M.Zuiko Digital 17mm 1:1.8 wiegt die Pen-F gerade einmal 540 Gramm. Eine Sony Alpha 7 II bestückt mit einem FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA (das allerdings lichtstärker ist) kommt auf 1230 Gramm. Und eine Nikon mit dem Nikkor AF-S 35 mm 1.8 DX drückt 1150 Gramm auf die Waage. Auch mit dem ebenfalls von mir verwendeten Porträtobjektiv M.Zuiko Digital 45mm 1:1.8 wiegt die PEN-F nur rund die Hälfte der beiden Kleinbildkameras mit entsprechenden Festbrennweiten.

Der Faktor 0,5 beziehungsweise dessen Kehrwert 2 wird nochmals Thema sein, wenn es um Bildgestaltung und -qualität geht. Vor Ort überzeugt das kompakte Package der PEN-F jedenfalls schon einmal durch seine Unauffälligkeit. Dass die Kamera für Außenstehende keineswegs professionell oder klotzig wirkt, eröffnete mir so manche Fotogelegenheit, die mir mit einem Kleinbildboliden wohl verwehrt geblieben wäre. Gar nicht davon zu reden, wie wenig Platz die PEN-F in der Fototasche braucht. Ich hatte jedenfalls keine Tasche, die für die Kamera mit den beiden 1,8er Festbrennweiten nicht hoffnungslos überdimensioniert gewesen wäre.

Sucher und Display

Bei der spiellosen PEN-F blickt man in einen elektronischen Sucher (EVF) und nicht durch einen optischen. Das hat Vor- und Nachteile. Unbestrittener Vorteil ist sicherlich, dass die Kamera bereits im Sucher die Auswirkungen der aktuellen Einstellungen wie Belichtungskorrektur, Weißabgleich etc. auf die Aufnahme simulieren kann. Anhänger des optischen Suchers werfen dagegen gerne ein, dass das Sucherbild eines EVF bei schnellen Kameraschwenks schliert und im schlechten Licht zittert. Wenn man konzentriert darauf achtet, zieht beim schnellen Schwenk im Schummerlicht auch das Sucherbild bei der PEN-F etwas nach, stabilisiert sich aber augenblicklich wieder, sobald die Kamera zur Ruhe gekommen ist. Mich stört das in keiner Weise. Wer das anders sieht, kann bei der PEN-F den elektronischen Sucher in einen speziellen Modus („LV-Erweiterung“) schalten, bei der die Anzeige auch unter widrigsten Lichtbedingungen wie festgetackert steht. Allerdings gibt es dann keine Simulation der Belichtung mehr – weswegen ich diesen Modus nicht so gern verwendet habe.

Wenn es etwas am Sucher der PEN-F zu kritisieren gibt, dann das, dass er vielleicht etwas klein geraten ist. Bezogen auf Kleinbild beträgt die Sucherbildvergrößerung 0,62fach, das Sucherbild ist also noch etwas kleiner als bei einer APS-C-DSLR. Als Problem habe ich das vor allem dann empfunden, wenn ich mit der Brille auf der Nase in den Sucher blicke. Dank der Dioptrienkorrektur am Sucherokular habe ich es mir schnell angewöhnt, die Brille auf die Stirn zu schieben und ohne Sehhilfe in den Sucher zu sehen.

Olympus PEN-F: Beispielbild

Wie gut, dass die PEN-F ein klapp- und drehbares Display aufweist –
das erleichtert bodennahe Aufnahmen ungemein.

 

In meinen zwei Wochen mit der PEN-F habe ich das rückwärtige Display sicherlich genauso häufig benutzt wie den Sucher. Es lässt sich zunächst nach links ausschwenken und dann in sehr weit vor- oder zurückdrehen. Man kann also sein Motiv praktisch immer im Blick halten, egal ob man die Kamera weit über den Kopf hebt, vor dem Bauch hält oder in Bodennähe fotografiert. Sicher, wenn die Sonne direkt von hinten auf den Monitor scheint, ist er nahezu unnütz. Von unschätzbarem Vorteil habe ich das Display zur Aufnahmekontrolle jedoch immer dann empfunden, wenn die PEN-F fest auf ein Stativ montiert war und ein Blick in den Sucher nur unter argen Verrenkungen möglich gewesen wäre.

Das Display ist berührungsempfindlich, leider nicht in allen Situationen. So lässt sich etwa das Fokusfeld mit einem Fingertipper festlegen, auch durchs Schnellmenü navigiert man mit dem Finger. Das Hauptmenü will indes mit den Pfeiltasten auf der Vierwegewippe beziehungsweise mit Daumen- und Frontrad durchforstet werden, auf Berührungen reagiert es nicht. Vielleicht ist das auch gut so, denn die Einträge sind dicht gedrängt, die Gefahr sich zu „vertippen“ wäre da nicht zu unterschätzen. Die Frage, wie man umfangreiche Kameramenüs (insbesondere derart umfangreiche wie das der PEN-F) sinnvoll strukturiert, versucht jeder Kamerahersteller auf seine Weise zu beantworten – mich hat noch keine der Antworten wirklich überzeugt, auch nicht bei der PEN-F. Mit dieser Kamera muss man sich länger beschäftigen als zwei Wochen, um die Bedienungsanleitung endgültig ad acta legen zu können. Immerhin hat ihr Olympus einen kleinen Assistenten spendiert, der auf Knopfdruck meist (aber nicht immer) erhellende Erläuterungen zum aktuell gewählten Menüposten auf den Schirm bringt.

In der Praxis haben mir einige Dinge beim Umgang mit der PEN-F gut gefallen, andere weniger. Sehr schön finde ich, dass sich über das Moduswählrad bis zu vier (zuvor festgelegte) Individualkonfigurationen abrufen lassen. Und dass sich dieses Moduswählrad verriegeln lässt – so ist es gegen versehentliches Verstellen geschützt. Das gilt auch für das Rad zur Belichtungskorrektur, das angenehm schwergängig ist. Das Front- und vor allem das Daumenrad drehen sich dagegen viel zu leicht, da verstellt sich die Kamera bereits, wenn sie nicht mit großer Vorsicht in die Tasche gelegt wird. Dass die PEN-F direkt nach dem Einschalten hellwach ist und überhaupt sehr direkt auf alle Eingaben reagiert, ist mir dagegen positiv aufgefallen. Auch das angenehm sanfte Verschlussgeräusch ist so ganz nach meinem Geschmack, optional bietet der PEN-F zudem einen völlig lautlosen, voll-elektronischen Verschluss.

Ausstattung und Leistung

Olympus hat die PEN-F derart reichhaltig mit Funktionen ausgestattet, dass es fast leichter fällt aufzuzählen, was ihr fehlt, als was sie hat. So war zum Beispiel im schmucken Gehäuse kein Platz mehr für einen Bordblitz. Stattdessen legt Olympus der Kamera einen kleinen Aufsteckblitz (LZ 13 bei ISO 200) bei, mit dreh- und schwenkbarem Reflektor. Der Blick aufs Moduswählrad macht zudem deutlich, dass sich die PEN-F eher an erfahrene Fotografen wendet als an Anfänger – dedizierte Motivprogramme fehlen ihr. Immerhin gibt es mit iAuto eine „Rundum-Sorglos-Automatik“, die sich in gewissen Grenzen sogar den Wünschen des Fotografen unterordnet.

Olympus PEN-F: Aufsteckblitz

Ein Bordblitz fand keinen Platz mehr in der PEN-F. Olympus legt ihr aber einen
kleinen Aufsteckblitz bei, dessen Reflektor sogar dreh- und schwenkbar ist.

 

Die große Stärke der PEN-F liegt aber sicherlich darin, dass sich das Verhalten ihrer diversen Automatiken und die Bildaufbereitung in sehr weiten Bereichen einstellen lässt. So gibt es beispielsweise eine „Belichtungsjustage“ mit der man die Belichtungsmessung der Kamera generell übersteuern kann – und zwar getrennt für jeden der drei Messmodi „Mehrfeldmessung“, „mittenbetonte Integralmessung“ und „Spotmessung“. Etwas mager habe ich hingegen die Einstellmöglichkeiten für die ISO-Automatik empfunden, mehr als eine Ober- und Untergrenze lässt sich nicht festlegen. Die Kamera regelt dadurch stur die ISO-Zahl hoch, sobald die Belichtungszeit den Wert 1/Kleinbild-Brennweite unterschreitet – dabei ließe ihr hervorragender Bildstabilisator durchaus längere Belichtungszeiten zu.

Eine Stärke (andere meinen auch eine Schwäche) der Digitalfotografie ist es sicherlich, dass sich die ursprünglichen Bilddaten jederzeit weitreichend manipulieren lassen. Üblicherweise geschieht das lange nach der Aufnahme, im RAW-Konverter oder Bildbearbeitungsprogramm bequem am PC-Bildschirm. Dadurch ist der Prozess, in dem das eigentliche Bild entsteht, vom Zeitpunkt der Aufnahme losgelöst. Mit der PEN-F möchte Olympus nun den Fotografen dazu animieren, sein Bild wieder mit der Aufnahme entstehen zu lassen. Dazu ist die Kamera mit einer fast schon überbordenden Vielzahl an Effektoptionen ausgestattet. Zunächst einmal gibt es die nicht nur von früheren Olympus-Kameras bekannten Effektfilter wie „Weichzeichner“, „Pop-Art“ oder „Cross-Entwicklung“ sowie der „Color Creator“ zur farbigen Tonung. Neu hinzugekommen sind die sehr flexiblere Farbprofilsteuerung (Colorfilter) sowie der mächtige Monochrom-Filter.

Olympus PEN-F: Art-Filter

Die PEN-F bietet geradezu überbordende Möglichkeiten
zur Beeinflussung des Bildergebnisses.
Die Bedienung hat Olympus schlüssig gelöst.

 

Damit bietet die PEN-F also vier gänzlich unterschiedliche Effektoptionen, zu deren Auswahl eigens ein kleines Wählrad auf der Kamerafront dient. Eingestellt werden die vielfältigen Effektoptionen dann mit einem speziellen Wipptaster aber auch mit dem Daum- und dem Frontrad. Das geht recht intuitiv, auch weil die Auswirkungen der aktuell gewählten Konfiguration sofort im Sucherbild sichtbar sind. Schade nur, dass künstliches Filmkorn beim Monochrom-Effekt nicht in den Effekteinstellungen sondern via Schnellmenü eingerichtet werden kann – da ist die Kamera nicht ganz konsistent.

Wer sich eingehend mit den Möglichkeiten des Kreativ-Rads beschäftigt, ist zunächst einmal gezwungen, sich vor der Aufnahme Gedanken über sein Bild zu machen. Glücklicherweise lassen sich für die Farbprofilsteuerung sowie den Monochrom-Filter jeweils drei Vorgaben speichern und dann fix via Schnellmenü auswählen. Wem auch das noch zu lange dauert (oder sich nicht entscheiden kann), dem hat Olympus in Sachen Effekte zudem eine Hintertür in die PEN-F eingebaut: Im Wiedergabemodus ist es nämlich möglich, die zuvor gespeicherten Effektvorgaben auf eine RAW-Datei anzuwenden – sogar im Batch-Betrieb –, sodass auf einen Schlag eine Reihe unterschiedlicher Varianten der ursprünglichen Aufnahme entstehen. Was mir indes gefehlt hat, ist eine Desktop-Software, mit der ich alles das abends nach der Rückkehr von der Fototour bequem am PC-Bildschirm hätte erledigen können.

Der Autofokus der PEN-F ermittelt die korrekte Entfernungseinstellung per Kontrastmessung direkt auf dem Bildsensor. Anders als bei der Phasenvergleichsmessung einer DSLR gilt das Verfahren als sehr genau aber auch etwas langsam. Doch Olympus macht dem AF der PEN-F mit schierer Prozessorleistung gehörig Beine, gefühlt stellt ebenso schnell scharf wie eine DSLR ihrer Preisklasse. Wenn allerdings das Licht schwindet oder bei sehr kontrastarmen Motiven, genehmigt sich der Autofokus schon einmal eine Gedenksekunde, bis er das Ziel erfasst hat.

In der Praxis habe ich den vorwiegend verwendeten Einzel-AF immer als hinreichend schnell empfunden – zumal die 81 AF-Felder der PEN-F einen sehr großen Bereich des Sucherbilds abdecken. Da ist es ein Leichtes, das AF-Feld direkt auf die bevorzugte Bildpartie zu legen, anstatt erst nach der AF-Messung auf den gewünschten Bildausschnitt zu schwenken. Die Auswahl des gewünschten AF-Feldes macht einen die PEN-F übrigens besonders leicht, da ihr Monitor berührungsempfindlich ist: einfach auf die gewünschten Motivpartie tippen, und schon ist sie im Fokus. Das funktioniert sogar beim Blick in den elektronischen Sucher. Das an sich sehr bequeme Verfahren hat indes einen kleinen Schönheitsfehler: Ein per Fingertipper angefordertes AF-Feld speichert die PEN-F nicht dauerhaft – für alle weitere Aufnahmen nimmt sie wieder das Feld, das konventionell mit der Vierwege-Wippe ausgewählt wurde.

Sport- und Actionaufnahmen standen während meiner zwei Wochen mit PEN-F nicht auf dem Programm. Nominell sollte sie aber auch typische Schnappschuss-Reihen ordentlich aufnehmen, schafft sie doch bis zu 5 Bilder/Sekunde (fps) mit AF-Nachführung (ohne AF-Nachführung sind es 10 fps, mit dem vollelektronischen Verschluss sogar 20 fps). Wie gut die funktioniert, habe ich mit einigen kurzen Videoschwenks von nah auf fern (und wieder zurück) ausprobiert. Dabei zögert die PEN-F etwas, bis sie mit der Fokusnachführung beginnt. Die geänderte Entfernungseinstellung fährt sie dann aber ohne lästiges Fokuspumpen an.

Überhaupt mach die PEN-F auch als sehr handliche Videokamera eine gute Figur. Zwar bietet sie keine 4K-Auflösung, aber in Full-HD filmt sie mit 60 Vollbildern pro Sekunde. Einen außerordentlich guten Eindruck hat bei mir der Bildstabilisator hinterlassen, mit dessen Hilfe auch Videodrehs aus der Hand verblüffend wenig wackeln. Schade nur, dass die PEN-F keine Möglichkeit zum Anschluss eines externen Mikrofons bietet.

Bildqualität

Unter Fotografen gilt meist die alte Faustformel: Größeres Film-/Sensorformat = bessere Bildqualität. So gesehen bringt die PEN-F denkbar schlechte Voraussetzungen für eine gute Bildqualität mit. Ihr Sensor im Micro-Four-Thirds-Format weist gerade einmal die halbe Bilddiagonale (und daraus resultierend nur ein Viertel der Fläche) eines Kleinbildsensor auf. Bei identischer Auflösung müssen also die einzelnen Pixel (Sensorzellen) auf einem kleineren Sensor dichter gepackt werden als auf einem größeren. Das hat jedoch wiederum negative Auswirkungen auf die absolute Lichtempfindlichkeit, sie ist bei einem kleineren Sensor geringer, der dadurch früher sogenanntes ISO-Rauschen produziert.

Größere Sensorzellen auf einem kleineren Sensor gibt es nur bei reduzierter Auflösung. Diesen Weg ist Olympus lange gegangen, bei 16 Megapixel war bislang Schluss. Bei der PEN-F ist die Auflösung nun aber auf 20 Megapixel angewachsen, ihr Pixelpitch beträgt 3,36 µm (bei der Canon EOS 7D Mark II mit annähernd identischer Auflösung an APS-C sind es 4,11 µm).

Olympus PEN-F: ISO-Reihe

100%-Ansicht einer ISO-Reihe mit der Vorgabe „JPEG natürlich“ und „Rauschunterdrückung niedrig“:
Ab ISO 1600 werden Strukturverluste deutlich sichtbar, ISO 3200 eignen sich nur
noch bei verminderter Auflösung.

 

Ist die PEN-F also eine Schönwetterkamera, die lediglich bei geringer ISO-Empfindlichkeit zu gebrauchen ist? Auf keinen Fall! Bis etwa ISO 800 lassen sich in der 100%-Ansicht weder Bildrauschen noch störende Einflüsse der Rauschunterdrückung ausmachen. Eingehender begutachten konnte ich zwar nur die JPEG-Dateien aus der Kamera, da Lightroom die RAW-Daten der PEN-F erst seit sehr Kurzem unterstützt. Allerdings habe ich die RAW-Entwicklung bei den Fotos aus der PEN-F kaum vermisst, denn ihr Bildprozessor liefert JPEGs, die sich nach meinem Eindruck durchaus sehen lassen können.

Das gilt jedoch erst dann, wenn die Bildbearbeitung in der Kamera entsprechend angepasst wird. Etwa die Rauschunterdrückung: Sie bietet vier Stufen von „aus“ über „niedrig“ und „Standard“ bis „hoch“. Die Vorgabe „Standard“ greift für meinen Geschmack bei Werten ab ISO 1600 feinste Bilddetails bereits zu kräftig an, ich habe die Einstellung „niedrig“ klar bevorzugt. Außerdem fand ich den Bildeindruck im Bildmodus „i-Enhance“ (Standard) schon recht knackig – die meisten Fotos habe ich habe daher mit der Vorgabe „Natürlich“ aufgenommen.

Olympus PEN-F: ISO 6400

Je höher die ISO-Empfindlichkeit ist, desto stärker unterscheiden sich die vier Stufen der
Rauschunterdrückung voneinander. Daher zeige ich hier einen 100%-Ausschnitt jeweils bei ISO 6400.

 

So gut die JPEG-Engine der PEN-F auch ist – zwei Dinge sind mir doch etwas unangenehm aufgefallen: Zum einen schwindet bei stark gesättigten Farben ihre Fähigkeit zur Farbdifferenzierung – selbst im Bildmodus „Natürlich“. Und zum anderen scheint es, als würde Olympus die Kontraste komprimieren. Dadurch erhalten zwar hellste und dunkelste Töne mehr Zeichnung, in den Mitten schwinden aber die Mikrokontraste, sodass sich ein etwas blutleerer Bildeindruck ergibt. Mag sein, dass auch dies wieder dem von mir bevorzugten Bildmodus „Natürlich“ geschuldet ist.

Olympus PEN-F: ISO 1600

ISO 1600 (wie hier) ist die Empfindlichkeit, bis der sich die PEN-F gut verwenden lässt.
Wer dabei in RAW aufzeichnet, profitiert von einer besseren Farbdifferenzierung sowie der Möglichkeit,
die Rauschminderung individuell abstimmen zu können.

 

Bis ISO 1600 würde ich die PEN-F notfalls verwenden, falls Fotos in voller Auflösung (also ungefähr DIN A3 bei 300 ppi) gefordert sind. Das hört sich jetzt nicht danach an, als sei die PEN-F ein High-ISO-Monster. Stimmt, muss sie aber auch gar nicht sein. Denn durch ihren kleinen Sensor wird man wesentlich seltener zu eine hohen ISO-Zahl gezwungen als bei einer Kleinbildkamera. Dazu eine kleine Beispielrechnung: Porträts fotografiere ich mit meiner Kleinbildkamera gerne bei ca. 90 Millimeter Brennweite und Blende F/4. Die Belichtungszeit sollte dabei 1/100 Sekunde nicht überschreiten. Nehmen wir einmal an, das Licht ist schlecht, meine Kleinbildkamera regelt daher die Empfindlichkeit auf ISO 3200 hoch. 

Mit der PEN-F erziele ich ein (annähernd) identisches Ergebnis bei ISO 800. Denn durch ihren um den Faktor 0,5 kleineren Sensor erziele ich mit ihr dieselbe Tiefenschärfe wie bei 90 mm und F/4 an Kleinbild mit 45 mm und F/2. Ich gewinne also zwei Blendenstufen, die ich einer entsprechend verringerten ISO-Empfindlichkeit (oder kürzeren Verschlusszeit) zuschlagen kann. Im Prinzip fällt der Gewinn sogar noch deutlich größer aus, weil die PEN-F mit einem wirklich hervorragenden Bildstabilisator ausgestattet ist, der mindestens um zwei Lichtwertstufen längere Belichtungszeiten erlaubt. Aufnahmen bei 90 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite und 1/20 Sekunde sind da kein Problem – so das Motiv still hält.

Olympus PEN-F: Beispielbild

Trotz ihres kleinen Sensors ist die PEN-F durchaus auch für
Available-Light-Aufnahmen zu gebrauchen.
(17 mm, F/2.2, Pushentwicklung entsprechend ISO 2560).

 

Anfreunden muss man sich bei der PEN-F mit dem Seitenformat von 4:3. Mir liegt es nicht so sehr, das von mir bevorzugte Format 3:2 ist deutlich näher am Seitenverhältnis der DIN-A-Formate. Natürlich kann die PEN-F auch im Format 3:2 aufzeichnen, dann reduziert sich die Auflösung jedoch auf rund 18 Megapixel – also gerade noch genug für einen DIN-A3-Bogen bei 300 ppi Druckauflösung. Sollte einmal eine deutlich höhere Auflösung gefordert sein, lässt einem die PEN-F indes nicht im Stich. Im sogenannten „High Resolution“-Modus zeichnet sie rund 50 Megapixel auf. Dabei nimmt die Kamera grob gesagt achtmal auf, verschiebt aber zwischen den Aufnahmen den Sensor um jeweils ein halbes Pixel. Anschließend rechnet sie ein paar Sekunden, bis die 50-Megapixel-Datei fertig und gespeichert ist. Es liegt auf der Hand, dass dieses Verfahren nur funktionieren kann, wenn Kamera und Motiv absolut statisch sind. Dann aber liefert es beeindruckende Bildergebnisse. Das funktioniert sogar im Zusammenspiel mit einem Blitzgerät. Auf Wunsch fügt die PEN-F nämlich zwischen den Einzelaufnahmen des High-Res-Modus Pausen ein, damit sich der Generator aufladen kann.

Olympus PEN-F: High Resolution-Modus

Der „High Resolution“-Modus liefert JPEG-Dateien mit rund 50 Megapixel
(in RAW ist die Auflösung noch etwas höher). Unten ein 100%-Ausschnitt.

 

Insgesamt spricht mich die Bildqualität der PEN-F sehr an. Dazu zählt auch, dass die RAWs eine beeindruckende Tiefendynamik liefern. Daher ist es möglich, durchaus um -2 EV knapper zu belichten und erst im RAW-Konverter die Helligkeit dann auf das gewünschte Maß anzuheben, ohne dass es dabei zu Strukturverlusten oder gar Tonwertabrissen in den Tiefen kommt. Man kann bei der PEN-F indes gut auf RAW-Dateien verzichten, sollte dann aber die JPEG-Aufbereitung sorgfältig an den eigenen Geschmack beziehungsweise den Erfordernissen des Motivs einstellen.

Nicht ganz begeistert war ich allerdings vom Weißabgleich der Kamera. Die Automatik versucht, die unter dem vorherrschenden Licht entstehende Farbstimmung zu wahren – und schießt dabei übers Ziel hinaus. Aufnahmen im Schummerlicht eines bayrischen Wirtshauses waren nicht einfach nur warm, sondern zeigten einen ausgeprägten Orangestich. Auch mit dem Einstelllicht im Studio (das ich aus Gründen der Bequemlichkeit für meine ISO-Reihe verwendet habe), kam der automatische Weißabgleich nicht zurecht.

Mein Fazit

Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Ich habe die Olympus PEN-F gerne dabei gehabt. Sie ist klein und leicht und bietet dennoch eine sehr gute Bildqualität. Befürchtungen, dass der recht kleine Micro-Four-Thirds-Sensor Einschränkungen mit sich bringt, etwa bei Available Light, haben sich nicht bewahrheitet. Aber das kompakte Package ist nicht alles. Hinzu kommen bei der PEN-F die einzigartigen „Kreativ“-Funktionen, die auch mich immer wieder zum Experimentieren animiert haben. Und natürlich der „High Resolution“-Modus, der bei Stills Aufnahmen fast schon auf Mittelformat-Niveau liefert.

Olympus PEN-F: People-Fotografie

Gerade auch bei der People-Fotografie hat sich die unauffällige PEN-F bestens bewährt.
 

Die Liste meiner Kritikpunkte ist relativ kurz: Der elektronische Sucher dürfte gerne noch etwas größer sein, die ISO-Automatik sollte Olympus flexibler gestalten. Etwas gestört hat mich auch, dass sich die AF-Feld-Wahl unterschiedlich verhält, je nachdem, ob man das Feld per Fingertipper auf dem Touch-Display setzt oder mit den Navigationstasten. Und dann ist da noch der Weißabgleich, der unter Kunstlicht eine arg warme Farbwiedergabe bevorzugt.

Unterm Strich hat bei mir aber die Freude am Umgang mit der interessant gestalteten Kamera überwogen. Wer eine kleine, zuverlässige und leistungsstarke Begleiterin sucht (nicht nur als Ergänzung, auch als Alternative zur kiloschweren DSLR), sollte sich die PEN-F unbedingt einmal ansehen.

(Martin Vieten)