Erstaunlich, wie viele Bücher sich derzeit dem Thema „Wald“ widmen. Jetzt ist schon wieder eines erschienen, stammt von Michael Lange und heißt, ganz einfach, „Wald“. Wir stellen es in dieser Ausgabe vor, widmen uns weiteren Erscheinungsformen der Natur, dem Glück und der Schönheit. Viel Freude beim Lesen!

 

Michael Lange - Wald in malerischen Fotografien
 
 
Michael Lange - Wald in malerischen Fotografien

 
Der bei Hatje Cantz erschienene Band von Michael Lange zeigt den „Wald in malerischen Fotografien“, aber so ganz mag das Buch nicht überzeugen: Denn auf der Suche nach „Waldeinsamkeit“ begibt sich der Fotograf auf einen Holzweg zwischen Dokumentarismus und Pathos, zudem wirken die Bilder allzu gesehen. „Bestimmend für den Zyklus war die Frage, wie sich das Wesen der Stille ins Bild setzt“, schreibt der Verlag über die Publikation. Michael Langes Werk ist ab Oktober auch in der Alfred Ehrhardt Stiftung in Berlin zu sehen.
 

Foto Robert Lebeck, Sylt, 1960er Jahre

Robert Lebeck, Sylt, 1960er Jahre
 
 
Foto Christian Popkes

Christian Popkes, Sylt

 
Noch ein anderes Buch widmet sich den Erscheinungsformen der Natur – genauer gesagt der Insel Sylt. Der Band stellt Fotokunst vor, die auf Sylt entstanden ist: also dort, wo sonst die Urlauber Sandstrände, das Watt und die Nordsee knipsen. Auf ihren Erinnerungsbildern fangen sie die Insel ein, wie sie diese in Erinnerung behalten wollen – doch welche Bilder finden Fotokünstler hier? In dem Buch suchen diese vor allem nach der Freiheit, die Insel mal ganz anders zu sehen. Die ungewöhnlichste Arbeit stammt von Britta Isenrath. Sie hat Nachts den Sperrmüll der Sylter illuminiert und fotografiert.

Ein Muss in diesem Monat ist „Marilyn Monroe“ von Norman Mailer und Bert Stern. Zurück in die Zeit der frühen 60er entführt uns der üppige Bildband, der eine – wahrlich legendäre – Serie des amerikanischen Fotografen Bert Stern vorstellt. Stern fotografierte Marilyn Monroe nur wenige Wochen vor ihrem Tod. Es war eins ihrer letzten Fotoshootings – und nicht zu Unrecht wird behauptet: wohl auch ihr intensivstes. Nie kam ihr ein Fotograf näher, als Stern Monroe in diesem Hotelzimmer in Los Angeles, wo er sie für die „Vogue“ fotografierte. „Ich kann sagen, dass ich einfach wahnsinnig in sie verliebt war“, meinte Stern später – und man sieht es auf seinen Bildern. Drei Tage dauerte die Fotosession – und es wurde, so wird berichtet, eine Kiste 53er Dom Perignon dabei getrunken.
 

Titel „Marilyn Monroe“ von Norman Mailer und Bert Stern

 
Diese Bilder sind heute Legende, genauso wie der 1973 erstmals veröffentlichte Text des 2007 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Norman Mailer, der sich dem Leben Monroes auf einfühlsame Weise nähert – eine Frau beschreibend, deren Außenbild und Innenwelt auf eine groteske Art auseinanderklaffte. Das Maß an Verzweiflung, die Tragik, die Monroes kurzes Leben umwölkt, die Komplexität ihres Wesens – all das hat Mailer zu Papier gebracht. Bis heute ist sein Text einer der schönsten, der jemals über Marilyn Monroe gedruckt wurde – und so ist dieses Buch beides: ein phantastisches Fotobuch und eine berührende Biographie. Vor allem eine Hommage an eine Frau, deren Rätsel wir auch 50 Jahre nach ihrem Tod noch immer nicht gelöst haben.
 

Foto Wilhelm Schürmann, Friseursalon, Dortmund, 1979-81

Wilhelm Schürmann, Friseursalon, Dortmund, 1979-81
 
 
Foto Wilhelm Schürmann, ohne Titel, Dortmund, 1979-81

Wilhelm Schürmann, ohne Titel, Dortmund, 1979-81

 
Ganz und gar nicht glamourös ist Wilhelm Schürmanns Buch „Wegweiser zum Glück“. Es versammelt ausschließlich Bilder einer einzigen Straße, fotografiert zwischen 1979 und 1981. „Schürmanns Bilder erzählen keine Geschichten; sie vergegenwärtigen Geschichte“ hat Klaus Honnef schon 1977 geschrieben – und bis heute faszinieren diese Fotografien aus dem Alltag in der Dortmunder Steinhammerstraße, wo der Fotograf auch aufgewachsen ist. Ein intensiver Blick auf das Ruhrgebiet der Nachkriegszeit.

Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern – oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten – angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.
 

Foto

Collector’s Edition Wilhelm Schürmann, Set
Wohnzimmer, Dortmund, 1979-1981; Steinhammerstraße Ecke Karolinenstraße, Dortmund, 1979-1981

 
Diesmal empfehlen wir die „Collector’s Edition“ zum Buch von Wilhelm Schürmann, die für 780 Euro über den Verlag erworben werden kann. Diese beinhaltet zwei Motive, „die den deutschen Mikrokosmos in sprechenden Details darstellen und vor denen das Auge des Betrachters zwischen sachlicher Bestandsaufnahme und ästhetischem Wohlgefallen zu schwanken scheint“. Zwei Silbergelatine-Abzüge mit Buch, Blattformat 30 auf 40 cm, Bildformat 22,5 auf 28 cm, Auflage 20, signiert und nummeriert.

(Marc Peschke)