Foto thoMasGestern hat Sony die Cyber-shot RX100 III vorgestellt und in Berlin präsentiert. Zeit und Gelegenheit für einen ersten Eindruck von der neuen Edelkompakten:

Nach der RX100 (1-Zoll-20-Megapixel-Sensor, 1,8-4,9/28-100 mm entspr. Kleinbild)) und der RX100 II (leicht bessere Bildqualität, Wi-Fi und NFC) hat Sony gestern die RX100 III vorgestellt, die sich vor allem durch das lichtstärkere Zoom mit anderem Brennweitenbereich (1,8-2,8/24-70 mm entspr. Kleinbild) und den integrierten elektronischen Sucher (OLED, 1,44k dots) unterscheidet. Es sei nochmals erwähnt, dass sowohl die RX100 als auch die RX100 II im Programm bleiben werden, womit der Interessent die Wahl zwischen sehr guter Bildqualität (RX100), hervorragender Bildqualität (RX100 II) – und nun eben der RX100 III mit dem integrierten Sucher und dem lichtstarken, weitwinkeltauglicheren Zoom hat.
 

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Gestern Mittag in Berlin: Sony präsentiert die RX100 III.

 
Beginnen wir mit dem, was wir noch nicht wissen: Preis und Lieferfähigkeit. Sony weigerte sich beharrlich, hier auch nur ungefähre Hinweise zu geben, versprach aber, das so bald als irgend möglich zu kommunizieren. Im Kollegenkreise haben wir versucht, den Preis auszurechnen. Die unverbindlichen Preisempfehlungen lauten aktuell:

RX100 = 549 Euro (Straßenpreis gut 400 Euro)
RX100 II = 699 Euro (Straßenpreis um 575 Euro)
RX100 III = ?

Ein Kollege machte nun folgende Rechnung auf: Wegfall des Multifunktionsschuhs = -100 Euro; dafür ein integrierter elektronischer Sucher +250 Euro – was auf einen Mehrpreis von +150 Euro hinauslaufen und die RX100 III bei rund 850 Euro UVP positionieren würde. Aber das ist reine Spekulation …

Äußere Werte

Wie schon ihre älteren Schwestern kommt auch die RX100 III in einem knuffigen, soliden Alugehäuse, das einen sehr hochwertigen Eindruck macht, und sich auch gut und solide anfühlt. Die Abmessungen haben sich übrigens kaum geändert – die neue ist rund 3 mm tiefer geworden; Höhe und Breite sind geblieben und auch das Gewicht stieg nur um wenige Gramm auf jetzt 290 g (inkl. Akku und Speicherkarte).
 

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Die RX100 III „in echt“

 
Die Kamera macht trotz diverser Knöpfchen und Rädchen einen sehr aufgeräumten, übersichtlichen Eindruck und gefällt mir ausnehmend gut. Allein, die Größe von Gehäuse und Knöpfchen ist für mich schon grenzwertig: eigentlich fällt die Kamera in meine Kategorie „etwas klein und fummelig“ – aber das nehme ich in dem Fall gern in Kauf, weiß ich doch, dass die Bildqualität sehr, sehr gut ist. Die Handhabung lässt sich mit einer Griffschale wie AG-R1 verbessern. Kostet rund 15 Euro kostet und wird einfach angeklebt.

Dafür habe ich eine Jacken- und Hosentaschenkamera, die wirklich immer dabei sein kann und dabei technisch hervorragende Fotos liefert.

Das Objektiv

Das Zeiss Vario-Sonnar T* 1,8-2,8/8,8 – 25,7 mm (24-70 mm entspr. Kleinbild) besteht aus 10 Elementen in 9 Gruppen, darunter 9 asphärische Elemente einschließlich einiger AA-Elemente (AA = advanced aspherical). Es reicht mit äquivalenten 24 mm in den Superweitwinkelbereich und endet im ganz leichten Telebereich bei äquivalenten 70 mm. 24 mm – bzw. tatsächliche 8,8 mm, das sollte der großen Schärfentiefewirkung wegen nicht vergessen werden –, das sind ca. 84° diagonaler Bildwinkel. Was eine ganze Menge ist, und das Objektiv für Verzeichnungen prädestiniert.
 

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T-vergütet: Sucher und Objektiv

 
Vergleicht man die JPEG- mit den RAW-Aufnahmen, dann wird deutlich, dass das Zeiss Vario-Sonnar kein Zeiss Biogon ist: Ein gut Teil der im Endergebnis sehr guten, verzeichnungsfreien Bildqualität errechnet die Kamera nach der Aufnahme intern (wohingegen das fantastische Biogon das auf optischem Wege schaffte). Der Abbildungsleistung helfen Sonys Bildprozessor Bionz X (der 3x schneller sein soll) und die kamerainterne Bildbearbeitung sichtlich auf die Sprünge. RAW-Fotografierer müssen dann in der Bildbearbeitung doch noch so einiges geradebiegen – sonst biegen sich die sprichwörtlichen Balken im Foto.

Aber, letztlich macht das ja nichts, denn es zählt, was hinten rauskommt – und das ist auch im Weitwinkelbereich eine sehr gute Bildqualität, die mindestens Biogon-Niveau erreicht, was die geringe Verzeichnung angeht.

Der Sucher

Neben dem Zoomobjektiv ist der integrierte elektronische Sucher (OLED, 1,44k dots) die zweite wesentliche Neuerung an der RX100 III – und der Kleine hat es in sich. Es ist erstaunlich, wie Sony es geschafft hat, den in dieses kleine Kameragehäuse zu integrieren. Links am Kameragehäuse ist ein Schiebeschalterchen, wird es runtergedrückt, springt der Sucher auf. Dann man muss ihn noch ein wenig nach hinten herausziehen. Das geht fixer als es zu beschreiben ist und im Nu ist der Sucher betriebsbereit. Oben am Sucher ist ein kleiner Hebel für die Dioptrieneinstellung; ein Augensensor ist integriert: Wird die Kamera ans Auge genommen, schaltet er sich automatisch ein, wird sie abgesetzt, zeigt wieder der Rückseitenmonitor das Bild.
 

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Der elektronische Sucher der RX100 III. Oben ist das Hebelchen für die Dioptrieneinstellung zu sehen. Der Augensensor sitzt unsichtbar im Sucherinneren.

 
Die Qualität ist gut. Das Sucherbild ist klein, aber übersichtlich. Brillenträger allerdings müssen ohne die Brille durchschauen, sonst sehen sie nicht das ganze Motiv. Die Auflösung ist gut. Bei schnellen Bewegungen erscheint das Sucherbild etwas verzittert und versetzt. Aber, alles noch im Rahmen dessen, was derzeit einen guten (wenn auch nicht: sehr guten oder hervorragenden) elektronischen Sucher ausmacht. Dem gegenüber steht die Kompaktheit der Kamera und des Suchers: faszinierend, wie er aus der kleinen Kamera hochfährt. So gesehen dann doch ein klasse Sucher.

Praktisch: Wird der Sucher aktiviert, schaltet sich die Kamera auch ein, sofern sie ausgeschaltet war. Umgekehrt schaltet sich die Kamera mit Einfahren des Suchers immer auch aus. Das ist nicht so praktisch, denn das Einfahren des Suchers heißt ja nicht unbedingt, dass ich auch aufhören will zu fotografieren.

Innere Werte

Bildsensor ist derselbe wie in der RX100 II – die Bildqualität spielt also in derselben Liga wie die der IIer. Und da reden wir nicht von der Kreisklasse – siehe Ersteindruck: Sony Cyber-shot RX100 II. Im Vergleich konnte ich keinen signifikanten Qualitätsunterschied zwischen IIer und IIIer Aufnahmen feststellen, will aber gerne glauben, dass der neue Bildprozessor (Bionz X statt Bionz) in kritischen Bereichen und bei hohen Empfindlichkeiten noch das ein oder andere Detail herauskitzelt. Wobei meiner Einschätzung nach für die Praxis gilt: qualitativ sehr gute Fotos machen beide; die Entscheidung für die ein oder andere sollte anhand der Ausstattung (Zoombereich, Sucher / Multifunktionsschuh ja oder nein) fallen.

Aufgrund des Vorseriencharakters bat Sony darum, noch keine Fotos, gemacht mit der RX100 III, online zu stellen, wobei man aber durchaus seine Bildeindrücke schildern dürfe – was eben geschehen ist. Bleibt der Verweis auf die Beispielaufnahmen von Sony selbst.
 

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Auch an weiteren Stellen hat Sony gefeilt, hier die wichtigsten Neuerungen:

  • Autofokus: neu sind der Augen-AF (Schärfepriorität auf Auge), der AF-Punkt ist flexibel, und AF-Lock-On (die Scharfstellung bleibt auch bei Bewegung auf dem Objekt) gibt es auch
  • Graufilter (ND), reduziert um 3 EV; ermöglicht weiter geöffnete Blenden und damit geringere Schärfentiefe im Hellen
  • Play Memory Camera Apps können installiert und genutzt werden
  • Video: neben AVCHD kann die III auch XAVC S aufzeichnen
  • Video: parallele Videoaufzeichnung AVCHD / XAVC S und MP4 möglich
  • Video: Zebra-Funktion

Gut sieht‘s aus

Bleibt als Fazit dasselbe zu ziehen, wie auch schon bei der RX100 II: Wer eine kompakte, hosentaschentaugliche bzw. nicht belastende Kamera möchte, die qualitativ fast der „Großen“ das Wasser reichen kann, und mit der man deshalb gern, und unbesorgt um die technische Qualität, fotografiert, der sollte sich die RX100 III unbedingt einmal genauer ansehen. Ist sie doch eine hervorragende Immer-dabei-Kamera.

Und ich will ergänzen: konnte ich mich mit dem Aufsteck-Sucher der IIer nicht so recht anfreunden, so sieht das beim integrierten Sucher der III ganz anders aus: Ich habe gern damit fotografiert – ein echter Zugewinn.
 

(thoMas)
 

Nachtrag (30.5.2014): Heute teilte Sony Preis und Lieferdatum der Cyber-shot RX100 III mit:

Preis: 849 Euro UVP
Verfügbarkeit: ab Mitte Juni 2014