Das zurückliegende Jahr war spannend. Für Fotografen natürlich sowieso, für photoscala im Besonderen. Hier ein Überblick über die Themen, die mich (und vielleicht auch Sie) in den letzten Monaten besonders bewegt haben.


Lomo Instant Wide

Die analoge Fotografie, genauer: das analoge Sofortbild, kommt zurück – das ist für mich einer der nicht ganz überraschenden Trends des vergangenen Jahres. Firmen, die daran festgehalten (oder das Analoge wiederentdeckt) haben, befinden sich im Aufwind. Etwa Fujifilm: das Unternehmen hat im vergangenen Jahr vor allem mit seinen analogen Sofortbildfilmen und den entsprechenden Kameras Geld verdient.

Auf dieser Erfolgswelle versuchen übrigens auch andere mitzureiten, etwa Lomo mit seinen Sofortbildkameras für die Fuji-Instax-Filme. Dass das analoge Sofortbild nicht nur für Hipster und Jugendliche ein Thema ist, beschreibt ein ungenannter Gast-Kommentator auf photoscala sehr schön:

Hauptsächlich arbeiten wir mit der Leica M, haben aber auch die beiden Instax Kameras. So haben wir für einen alternativen Reiseführer die Bilder ausschließlich mit der Instax Wide gemacht. (…)
Man sollte nicht den Stellenwert vernachlässigen, den Sofortbildfotografie auch in der Werbung aktuell und zukünftig spielt und spielen wird, schlicht- um sich von der Masse abzuheben.

Das Analoge ist indes auch ganz allgemein im Trend, nicht nur das analoge Sofortbild. So hat Adox von Ilford Schweiz eine Gießmaschine übernommen und wird darauf klassisches Fotopapier produzieren. Und dem Vernehmen nach sollen klassische Plattenspieler im diesjährigen Weihnachtsgeschäft ein Renner gewesen sein.

Für die deutsche Fotoindustrie verlief das vergangene Jahr eher holprig. Etwa für Metz: Nachdem das Unternehmen Insolvenz angemeldet hatte, geht es seit Mai zwar unter neuer Ägide weiter. So richtig mit bahnbrechenden Produkten haben die Franken bis heute allerdings nicht auf sich aufmerksam gemacht.

Rolleiflex 2.8 F

Richtig düster sieht es derzeit für die klassische Rollei aus. Im Frühjahr wurde die Insolvenzmasse des Nachfolgeunternehmens „DHW Fototechnik“ verhökert, im Sommer folgte dann die Meldung, dass es unter dem neuen Namen „DW Photo“ doch irgendwie weiter gehen soll. Seither ist nichts mehr geschehen, nicht einmal eine aktuelle Webseite der DW Photo GmbH gibt es.

Turbulent verlief das Jahr für Schneider Kreuznach: Erst gab es ein mageres Geschäftsergebnis zu verkünden, dann musste der langjährige Geschäftsführer seinen Hut nehmen. Im Zuge dessen verkündeten die Jos. Schneider Optische Werke gleich auch eine Neuausrichtung des Unternehmens: Weg von den klassischen Foto-Objektiven, hin zu Industrie-Optik und Präzisionsmechanik. Die bereits Ende 2013 in Aussicht gestellten Micro-Four-Thirds-Objektive wird es demgemäß nicht geben.

Natürlich gab es im vergangenen Jahr auch deutsche Hersteller, die sich freuen durften. Zeiss zum Beispiel. Das Unternehmen aus Oberkochen konnte Umsatz und Gewinn im zurückliegenden Geschäftsjahr steigern. Überrascht wurde Zeiss von der immensen Nachfrage nach den Batis-Objektiven, die teils monatelange Lieferzeiten nach sich zogen.

Über Leica ballen sich hingegen ein paar dunkle Wolken zusammen. Ausweislich des Anfang November veröffentlichten Jahresabschlusses 2014/2015 stagnierte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr, der Gewinn ist deutlich zurückgegangen. Immerhin: Die Krisenjahre scheinen überwunden, neue Produkte wie die SL (Typ 601) sollen Leica weiter beflügeln.

Sony Alpha 7R II

Die beste Kamera des Jahres 2015 ist für mich die Alpha 7R II von Sony. Wie keine andere Kleinbildkamera schafft sie den Spagat zwischen hoher Auflösung (rund 42 Megapixel) und hoher Empfindlichkeit (max. ISO 102.400, brauchbar bis ISO 12.800). Möglich macht’s eine neue Sensortechnologie, die bislang in dieser Kameraklasse einzigartig ist (aber bald auch mit der RX1R II zu haben sein wird). Dass Sony mit der Alpha 7R II ein ganz großer Wurf gelungen ist, sehen übrigens auch die internationalen Kollegen so: Bei Imaging Resource gewann sie die Auszeichnung „Camera oft he Year“, Digital Photography Review verlieh ihr den Titel der besten „High-end-Kamera mit Wechselobjektiv“.

Der Absteiger des Jahres 2015 ist sicherlich Samsung. Nur sehr zögerlich gab der Hersteller letztlich bekannt, dass er sein Geschäft mit Digitalkameras in Deutschland (und nicht nur hier) aufgeben wird. Schade, denn mit der NX1 und dann auch mit der NX500 hatte Samsung zwei Spiegellose im Angebot, die den Wettbewerb durchaus ärgern konnten.

Große Veränderungen gab es im zurückliegenden Jahr bei photoscala:  Im Sommer 2015 habe ich die Seite übernommen, nachdem ihr Gründer Thomas Maschke photoscala aufgrund seiner schweren Erkrankung nicht mehr fortführen konnte. Im November ist Thomas Maschke dann seiner Krankheit erlegen.

Anfangs hat der Motor von photoscala nach monatelanger Pause etwas gestottert, doch jetzt läuft er wieder rund und auf vollen Touren. Die Leserzahlen sind in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen, die Seitenzugriffe ebenfalls, auf nun über 1,5 Millionen im Monat. Eine schöne Bestätigung für mich und das gesamte Team, photoscala weiterzuführen. Und ein Anlass, mich an dieser Stelle für Ihr Vertrauen, liebe Leser, zu bedanken!

Ihr Martin Vieten